Sind Bestattungswälder ein Umweltrisiko?

von Horst Köntges

In Ottersberg ist ein Friedwald angedacht. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat u.a. die Initiative RuheForst gegründet und treibt die Einrichtung der Friedwälder in den Kommunen voran. Das beste Beispiel ist der RuheForst in Lauenbrück, für Ottersberg ist der Standort Surheide in Quelkhorn. Ob das unkritisch zu sehen ist, darf bezweifelt werden.

Bestattungswälder sind naturnahe, als Friedhöfe ausgewiesene Wälder, in denen die Asche von Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen in den Unterboden im Bereich des Wurzelwerkes von Bäumen eingesetzt werden. Seit 2001 hat die Bestattung unter Bäumen in Deutschland viele Freunde gefunden. Derzeit existieren in Deutschland ca. 200 Bestattungswälder. Dort ließen sich z.B. im Jahr 2013 rund fünf Prozent der Verstorbenen bestatten, das sind etwa 45.000 Menschen.

Die Beisetzung biologisch abbaubarer Urnen wird als unbedenklich eingestuft – sofern drei wichtige Bodenfaktoren beachtet werden. Um eine Kontamination des Grundwassers und eine Belastung des Bodens zu verhindern, müssen der pH-Wert des Bodens, der Abstand zum Grundwasser sowie die Schwermetallvorbelastung des Bodens berücksichtigt werden. Zwar gibt es über die stoffliche Zusammensetzung von Totenaschen es keine hinreichenden Daten, da eine Analyse in Deutschland rechtlich nicht zulässig ist (§168 StGB Störung der Totenruhe). Zudem nehmen Menschen im Laufe ihres Lebens unterschiedliche Mengen an Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Kupfer, Zink, Nickel, Chrom und Quecksilber auf. Die Menge an Schwermetallen, variiert stark und ist von zahlreichen Lebensumständen, wie dem Ernährungsverhalten, dem Wohnort und der ausgeübten beruflichen Tätigkeit abhängig. Im Menschen werden Schwermetalle zum Teil im Körpergewebe gespeichert und reichern sich nach dem Tod im Zuge des Kremationsvorganges in der Asche des Verstorbenen an. Zusätzlich können durch den Prozess der Kremation in Kremationsöfen Schwermetalle in die Totenasche eingetragen werden.

Eine gesonderte Aufmerksamkeit gilt den Chrom (VI)-Verbindungen, welche im Zuge des Kremationsprozesses entstehen und ein anderes Verhalten im Boden zeigen als die meisten anderen Schwermetallverbindungen. Chrom (VI)- Verbindungen sind zumeist krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend und können Allergien, Asthma und Ekzeme verursachen. Darüber hinaus haben sie eine stark giftige Wirkung auf Wasserorganismen, können in Pflanzen zu einem gehemmten Wachstum von Wurzeln und Sprossen, sowie zum Absterben von Pflanzenteilen führen.

Auf Standorten mit bereits erhöhten Schwermetallgehalten im Boden kann es durch zusätzliche Einträge zur Überschreitung der Vorsorgewerte der Bundesbodenschutzverordnung kommen. Somit ist jede Kommune aufgerufen, vor der Entscheidung, einen Friedwald anzulegen, ein geologisches Gutachten einzuholen und die Bodenbedingungen sehr genau zu prüfen.

Mit der Unterstützung der Landwirtschaftskammer dienen Friedwälder kommerziellen Interessen und richten sich gegen die traditionellen Gemeindefriedhöfe. Hier hat sich ein Schlachtfeld aufgetan auf dem gegen die kommunalen und kirchlichen Friedhöfe gemeutert wird. Die Akteure sind das Bundesland gegen seine eigenen Kommunen. Mit den geschriebenen Unwahrheiten, unterschlagenen Tatsachen und Verharmlosen der offensichtlichen Gefahren wird die Bevölkerung bewusst getäuscht.